Was wir sehen
Wir alle verfügen über die Sensoren, die für den schamanistischen Weg des Sehens notwendig sind. Sie bestehen aus dem sechsten Chakra (das mystische »dritte Auge« in der Mitte der Stirn) und dem vierten Chakra, dem Herzen. Indem wir das dritte Auge und das Herz-Chakra mit dem visuellen Kortex verbinden, können wir mit den Augen des Geistes und des Herzens sehen. Die Aufgabe besteht darin, ein »Kabel« von diesen Chakren zur Leinwand im Gehirn zu legen. Aus der Anatomie habe ich gelernt, dass die neuralen Verknüpfungen im menschlichen Gehirn, nachdem sie einmal etabliert worden sind, nur sehr schwer verändert werden können. Es ist unmöglich, neue neurologische Verbindungen zum 153 visuellen Kortex zu legen.
Wenn der Sehnerv bei einer Person durchtrennt ist erblindet sie und hat keine Chance, ihr Augenlicht wiederzuerlangen. Dennoch träumt sie weiterhin in farbigen Bildern. Das Gehirn kann die bestehenden Verknüpfungen zum visuellen Kortex nicht umleiten. Um also mit den Augen des Herzens sehen zu können, müssen wir ein extrazerebrales Netzwerk außerhalb des Gehirns erschaffen. Die Schamanen können durch bestimmte Rituale, in denen das Sehen gelernt wird, extrazerebrale Verknüpfungen herstellen, die das dritte Auge und das Herz mit der Leinwand im visuellen Kortex verbinden um auf diese Weise multisensorische Bilder der leuchtenden Welt zu erhalten. Das Gehirn von Kleinkindern hat in den ersten Lebensjahren zehn Mal mehr synaptische Verbindungen als beim Erwachsenen. Synapsen sind wie Äste, die von den Nervenzellen ausgehen und sich in alle Richtungen ausstrecken, bis sie auf einen anderen Ast stoßen, mit dem sie sich verbinden. Synaptische Verbindungen sind die Pfade, auf denen Information weitergegeben wird. In der Krabbelphase verfügt ein kleines Kind möglicher weise über sechs verschiedene Arten, sich einem Wasserglas zu nähern und es in die Hand zu nehmen. Nachdem es gelernt hat, welches die beste ·Art ist, einschließlich Links- oder Rechtshändigkeit -, verkümmern die anderen Möglichkeiten und sterben ab.
Synapsen verbinden die Gehirnzellen miteinander und können mit Pfaden in einem Wald verglichen werden. Manche führen direkt aus dem Wald über die Wiese zum Fluss. Andere sind geschwungen und führen vorbei an Pappeln und Ulmen zu demselben Fluss. Nachdem wir die Landkarte unserer Wirklichkeit gezogen haben sterben 90 Prozent aller synaptischen Verbindungen wieder ab. Wir haben uns daran gewöhnt, nur auf einem Pfad zum Fluss zu kommen. Die anderen Möglichkeiten sind ausradiert. Wenn wir uns an den Weg über die Wiese gewöhnt haben, vergessen wir die Pappeln und die Ulmen und schauen den ungläubig an, der von exotischen Bäumen auf dem Weg zum Fluss erzählt.
In unserer Kultur wird kein Wert daraufgelegt, eine Landkarte der unsichtbaren Welt zu erstellen. Eine solche spirituelle Landkarte wird nicht einmal als etwas Reales anerkannt. Es existiert überhaupt kein Fluss, warum also sich den Weg dorthin bahnen? Im Westen haben die Menschen keine neuralen Verknüpfungen entwickelt, um Energie wahrzunehmen. Daher müssen wir diese Verknüpfungen außerhalb des Gehirns herstellen. Man kann sie sich als Meridiane goldenen Lichts vorstellen, die außen am Kopf entlanglaufen und das dritte Auge und das Herz mit der Leinwand im Gehirn verbinden. Diese Pfade übertragen multimodale sensorische Daten -Bilder, Oberflächen, Klänge, Geschmacksempfindungen, Gefühle und Düfte.
Teil 2 hierzu folgt in Kürze
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