Vertrauen

Vertrauen ist die vielleicht wichtigste Voraussetzung um sich überhaupt auf der Welt zurechtzufinden. Das gilt für Kinder, aber es gilt auch für unser alltägliches, praktisches Leben, und zwar weitaus mehr als sein Gegenstück, die Kontrolle. Wie sonst wäre es möglich, sich mit Millionen Autofahrern durch den Straßenverkehr zu bewegen? Was bedeutet diese Schwester der Liebe, die man nur schenken, aber nicht einfordern kann, für das Heranwachsen eines Kindes? Wer jemals in die Augen eines wenige Tage alten Menschenkindes geschaut hat, wird nie wieder die unendliche Tiefe und Reinheit dieses Blicks vergessen, in dem der Augenblick zur Ewigkeit zu werden scheint, in dem sich das urälteste Wissen der Welt mit dem Versprechen einer ebenso weitreichenden Zukunft begegnen.

»Wer bist du?«, »Woher kommst du?«, »Wohin gehst du?

… sind Fragen, die dabei mehr oder weniger bewusst durch unsere Seele ziehen. Was uns entgegenkommt, ist ein vollkommenes, durch nichts begrenztes Vertrauen. Schon in den vielen Monaten der Schwangerschaft fühlt sich das Kind geborgen, getragen, umhüllt von der Stimme der Mutter, von ihren Gedanken, Gefühlen und Taten, während sie durch all die Veränderungen hindurchgeht, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, bis sie schließlich zusammen die Geburt durchleben, eine Erfahrung, so existenziell wie der Tod am anderen Ende unseres Erdenlebens. Leben im Raum des Anderen. Woher kommt dieses unendliche Vertrauen, mit dem sich ein kleines Kind in die Obhut seiner Eltern begibt? Ist es nur die völlige Hilflosigkeit, ja Abhängigkeit auf Leben und Tod von ihnen, oder ist es genauso ein Wesenszug unseres Menschseins wie die Liebe der Mutter zu ihrem Kind? Mit Novalis können wir auf diese Frage antworten:

„Wenn ein Geist stirbt, wird er Mensch. Wenn der Mensch stirbt, wird er Geist.“

Unser Dasein beginnt weder mit der Geburt, noch endet es mit dem Tod!

 

Standing Rock