Ein Stück mehr Freiheit

9. Juni 2020

Jetzt sind es noch 6 Wochen bis wir unser neues Familienprojekt starten. Wobei: Projekt ist das falsche Wort – Veränderung des Lebensmodells trifft es besser. Wir sind wahnsinnig überrascht, wie viele Menschen uns in den sozialen Netzwerken folgen und an dieser Veränderung teilhaben wollen. Es ist für uns etwas Neues, da wir bis dahin eher sehr gerne im Hintergrund geblieben sind.

Was hat uns dazu bewogen diese Einstellung zu ändern? Wenn man sich ein weißes Blatt Papier nimmt und beginnt Pro und Contra zu notieren, dann sind sicherlich beide Spalten gut gefüllt. Die Contras, wie private Bilder und Daten zu veröffentlichen haben bei uns eine Grundsatzentscheidung herbeigerufen. Wollen wir das oder nicht?

Aus unserem Umfeld, aber auch von vielen Followern kam ein so starkes Interesse an dem was wir tun, so viele Fragen, deren Antworten für uns selbstverständlich waren. Folgend ein paar Beispiele:

  • Wie mutig! Habt ihr keine Angst?
  • Wie unterrichtet ihr eure Kinder?
  • Kommen die Kinder denn ohne Schule in dieser Welt zurecht?
  • Kann man das überhaupt finanzieren?

Diese Fragen und das positive Feedback auf unser Vorhaben, waren ein großer Faktor in der Entscheidungsfindung mit dem Ziel, Menschen dazu zu unterstützen diese Ängste evtl. abzubauen und ebenfalls neue Wege zu gehen. An erster Stelle steht allerdings wieder zu Kräften zu kommen und mehr Zeit zusammen als Familie zu verbringen.

Wir sind seit vielen Jahren beratend tätig. Diese Art Tätigkeit ist sehr vielfältig und ermöglicht es überall auf dieser Erde arbeiten zu können. Mit unserem Background und den Erlebnissen als Familie sind unsere Themengebiete sehr vielfältig. Wir ziehen unser Wissen allein aus den eigenen Erfahrungen.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt nichts zu forcieren und dem Leben zu vertrauen.  Die Dinge und die Menschen kommen zur rechten Zeit. Diese Geduld zu bewahren ist nicht immer einfach, da wir komplett in eine andere Richtung geprägt wurden. Auch die Gesellschaft lebt es uns vor. Höher, schneller, weiter – immer weniger Zeit und jederzeit erreichbar! Ich bezeichne es immer als „Gesellschaft des Wollens“. Wir wollen ständig etwas kaufen, besitzen oder genießen und können es uns auch jederzeit (einem positiven Kontostand vorausgesetzt) „holen“. Kaufen mit nur einem „Klick“ hat dieses Konsumverhalten noch verstärkt.

Diese Reise dient auch dazu unseren Kindern eine andere Art „Konsum“ näher zu bringen. Dinge, die es wirklich braucht. „Nice to have“ darf in den Hintergrund treten. Während unserem Ausmisten zuhause kam uns oft die Frage in den Sinn: „Brauchen wir das wirklich?“ Das Ego mal bei Seite gelegt – muss man sagen, dass der größte Teil nicht nötig gewesen wäre.

Es sollte so sein. Diese Erfahrung, sich von vielen Dingen zu trennen, war eine große Erkenntnis und Befreiung. Unser Hausstand ist aktuell auf ¼ reduziert. Den größten Teil haben wir verschenkt oder gespendet. Größere Gegenstände und Möbel wurden verkauft.

Interessanterweise ist uns das „Loslassen“ nicht so schwergefallen, obwohl wir so viel Herzblut in unser Haus gesteckt haben. Es wird alles leichter und wir sind gespannt, wie sich das Ganze noch verändern wird, wenn wir unterwegs sind – jeder mit nur einem kleinen Koffer.

Wenn man überlegt, welche alten Muster noch in unserer Generation stecken, so kann ich heute sagen, dass sowohl Besitz als auch Titel und Geld, nicht mehr das Maß aller Dinge sind. Schaut man sich den aktuellen gesellschaftlichen Wandel und die unglaublich schnelle, technische Entwicklung an, so gewinnen ZEIT, KREATIVITÄT und EMPATHIE immer mehr an Bedeutung. Auch das war eine Grund, diese gravierende Veränderung zu wagen.

Wir möchten unseren Kindern die Welt zeigen – auch wie sie sich verändert – und wie andere Länder mit dieser Veränderung umgehen, so dass Sie sich ihr eigenes Bild davon machen können. Es selbst zu erleben und Entscheidungen zu treffen aufgrund eigener Erfahrungen – und nicht aus vorgefertigten Medienberichten, sind uns als Eltern von 5 wundervollen Kindern sehr wichtig.

Unterschiedliche Kulturen und die damit verbundene Ernährung. Wir sind gespannt, wie wir uns auch auf diesem Gebiet verändern dürfen. Nicht alles direkt um die Ecke verfügbar zu haben, nicht ständig mit noch günstigen Sonderangeboten überhäuft zu werden, sondern frisch von Märkten zu kaufen. Neue Gerüche und Geschmäcker – ein anderes Stück Freiheit.

Der wohl größte Stein, der wegfällt ist der Termindruck. Gehen wir von Stand heute aus, so muss man schon sagen, dass der Tag oftmals 48 Stunden bräuchte. Zusätzlich zur geringen Zeit, leben wir aktuell noch in einer ständigen Trennung. Die Kinder gehen morgens in die Schule, Der Papa in sein Büro, die beiden Jüngsten sind zuhause bei Mama. Den halben Tag verbringen wir im Auto, um die Kinder von A nach B zu fahren. Der Haushalt benötigt auch seine Aufmerksamkeit. Mit 5 Kindern und relativ großer Fläche räumt man eigentlich ständig hinterher. Am Abend kommen alle wieder zusammen, mehr oder weniger müde. Um es kurz zu machen – Zeit mit tatsächlicher 100% Aufmerksamkeit dem anderen gegenüber gibt es nicht!

Aus diesen vielen Gründen wagen wir diesen großen Schritt und freuen uns auf ein Stückchen mehr Freiheit!

Schön, dass ihr uns alle folgt!

Eure Flickis